Brettspielbegeisterte treffen sich zum 38. Spieleautorentreffen in Göttingen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Nicklas Krämer |
Datum: | |
Dauer: | 04:24 Minuten bisher gehört: 263 |
Manuskript
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Der griechische Philosoph Platon soll einmal gesagt haben: „Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.“ Auch wenn er sich damit höchstwahrscheinlich auf das Glücksspiel bezieht, hat er da auch beim Brettspiel nicht ganz Unrecht. Die Vielfalt auf dem Brettspielmarkt ist größer, als manch einem bewusst ist. Neben Klassikern veröffentlichen Verlage ständig neue Brettspielinnovationen. Jedes Jahr treffen sich die Köpfe hinter diesen Innovationen in Göttingen. Das 38. Spieleautorentreffen hat die Spiele-Autoren-Zunft e.V. gemeinsam mit der Stadt Göttingen auf die Beine gestellt. Spieleautoren, die Ideen und Prototypen vorstellen, haben dort die Möglichkeit, sich untereinander, aber auch mit Vertretern von Verlagen über ihre neuesten Ideen auszutauschen. Martin Ebel ist selbst langjähriger Spieleautor, besucht das Spieleautorentreffen schon seit seinen Anfängen in den achtziger Jahren und beschreibt seine Faszination wie folgt:
O-Ton 1, Martin Ebel, 29 Sekunden
„Wenn man spielt, dann muss man mit all seinen Sinnen, seinem Glücksgefühl, seinem Glauben, dass man den Zufall drehen könnte, mit seinen strategischen Fähigkeiten, mit seiner Wortgewandheit, mit seiner Fantasie, mit voller Kraft dabei sein. Ich behaupte: Spielen kann nur der Erwachsene. Das Kind lernt im Spiel. Es kann nicht trennen von der wirklichen harten Arbeitswelt und der Zeit, die man sich mal als Muße nimmt.“
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Dabei richten sich Spiele natürlich nicht entweder an Kinder oder an Erwachsene. Das Familienspiel erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Josephine Thomas von Ass Altenburger betont, dass aktuell der Trend zu beobachten sei, dass Gesellschaftsspiele einen neuen Boom erleben. Wir leben in einer schnelllebigen Gesellschaft, in der Zeit Mangelware ist. Da würden Familien sich die Zeit nehmen wollen, um das Smartphone beiseite zu legen und im Spiel das Gemeinsame zu genießen, so Thomas. Das Smartphone ist eine beliebte Ablenkung und gehört für viele zum Alltag. Als Leuchtfeuer der Digitalisierung ist es das Symbol schlechthin für einen schnelllebigen Zeitgeist. Schon vor der Erfindung des Smartphones wurde im Zuge der Digitalisierung das gemeinsame Spielen auf Computer und Spielkonsolen ausgelagert. Sebastian Rieneckert, ebenfalls von Ass Altenburger, sieht das digitale Spielen eher als Ergänzung:
O-Ton 2, Sebastian Rieneckert, 29 Sekunden
„Viele Videospiele werden heutzutage auch in Brettspiele umgesetzt. Viele Videospiele kommen aus dem Brettspielbereich, also Brettspiele, die als Videospiele wiederum umgesetzt werden. Also von daher ist es eher sich gegenseitig befruchtend. Klar gibt es Zielgruppen, die sich mehr für die eine oder die andere Sache interessieren, aber grundsätzlich läuft das eigentlich ganz gut parallel und nebeneinander. Leute, die Videospiele spielen, spielen Brettspiele, weil es halt einfach die gleiche Tiefe hat mittlerweile, wo man sich auch dort über Stunden beschäftigen kann.“
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Der Fokus in der Lokhalle während des Spieleautorentreffens liegt aber eindeutig auf dem analogen Spiel. Dieses Zusammenkommen begeistert auch Reinhold Wittig. Der hauptberufliche Geologe hat 1983 das erste Spieleautorentreffen initiiert. Dadurch hat er auch den Begriff des „Autors“ für die Entwickler von Spielen etabliert. Wittig setzt sich aktiv für eine Anerkennung des Spiels als kulturelles Medium ein. Dazu möchte er mit seiner Aktion „Spiel kann Buch“ für eine Wertschätzung des Brettspiels werben. Neben Büchern würden auch Spiele kulturelle Inhalte und Werte transportieren, so Wittig. In Afrika seien Spiele geprägt vom Prinzip des Säen und Erntens. Das afrikanische, meist Steinchenspiel genannte Spiel basiere genau auf diesem Prinzip so Wittig. Dabei stünden aber nicht nur Traditionen im Fokus, sondern auch die zunehmende Vermittlung politischer Themen. Wichtige Themen sind bei einem Spiel aber nicht alles. Wittig hat eine ganz eigene Auffassung davon entwickelt, was ein gutes Spiel ausmacht.
O-Ton 3, Reinhold Wittig, 15 Sekunden
„Wenn man spielt und gleich sagt: „Oh, gleich nochmal.“ Es darf nicht zu kompliziert sein, die Regeln müssen kurz und verständlich sein. Der Spielinhalt ist auch wichtig und die Spiellänge. Entscheidend ist, dass man großes intellektuelles Vergnügen hat.“
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Für Kinder, so Wittig, besteht in Spielen auch die Chance, eine Menge zu lernen. Je nach Spiel gebe es dort ganz unterschiedliche Potenziale. Was aber bei jedem Brettspiel vermittelt werde, sei zum einen Ordnung zu halten, da ein unvollständiges Spiel nicht mehr spielbar sei. Zum anderen lernen Kinder in Spielen auch einmal zu verlieren – ein Umstand, der manch einen auch im Erwachsenenalter noch vor Probleme stelle.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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