Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 04:30 Minuten bisher gehört: 155
„Chiludi“ träumt von der perfekten Verständigung. Ihr fehlen eigentlich nur noch ein paar Zutaten für das sagenhafte Verständigungselixier. Dabei begegnen ihr allerdings eine Menge Rätsel, die immer wieder zu Missverständnissen führen. „HÄ?!“ fragt sich die junge Glücksforscherin in der aktuellen Produktion des „boat people projekt“. Den Titel „HÄ?!“ hat auch das erste Kinderstück der Göttinger Theatermacher bekommen, das am Samstag auf ihrer „Werkraum“-Bühne in der Stresemannstraße Premiere hat. Tina Fibiger berichtet über eine abenteuerliche Reise durch die Welt der Sprache.

Manuskript

O-Ton 1, Einspieler „HÄ?!, 35 Sekunden

HÄ?! Wer seid ihr denn? So viele in meinem Labor? Ach, Entschuldigung, ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Chiludi, aber ihr könnt mich gerne Chiludischyeneschnikus nennen. Ich bin eine Fälscherin, ähh, ich meine Fleischerin, nein...Forscherin. Eine Forscherin, genau. Das ist mein Beruf. Ich möchte verstehen, also nicht nur, also auch verstanden werden… also immer. Ich meine von jedem...also überall... Ach, es ist komplimentiert, komponiert, kompliziert. Versteht ihr? Nee, natürlich nicht.“

 

Text

Auf der Bühne im Werkraum des boat peope projekts geraten die Worte auch in ihrer Bedeutung ein bisschen durcheinander. Sinem Süle als junge Glücksforscherin sinniert über die vielen Bücher, die sie beobachtet hat, die vielen Menschen, die sie durchsucht hat und über das Lesen von Tieren. Bei ihr wird die geheimnisvolle Flaschenpost, die sie an einem Strand entdeckt, dann einfach zum Flaschenhorst, wenn sie von dem darin verborgenen Rezept berichtet, mit dem sich ein Verständigungselixier zusammenbrauen lässt. Natürlich möchte die Schauspielerin jetzt bei ihren jungen Zuschauern ein bisschen Verwirrung stiften. Sei es mit Zimtbuchstaben, einem sanftmütigen Kabelsalat oder zwei Glückspilzen aus eiskalten Ländern, die in dem Stück schon bald sehr umtriebig sind.

 

O-Ton 2, Sinem Süle, 26 Sekunden

Ich glaube, im Großen und Ganzen ist das Schöne an dem, dass die Forscherin Chiludi gemeinsam mit den Kiddies versucht, diese Rätsel und Rezepte zu lösen. Wir haben ja das Glück, als Zuschauer Kinder zu haben. Ich glaube, das sind die coolsten und offensten Zuschauer, die man haben kann, weil sie einfach so eine große Vorstellungskraft haben, die wir Erwachsenen ja auch irgendwie mit der Zeit verlieren, wenn wir uns nicht um das innere Kind kümmern.“

 

Text

„HÄ?!“, das Stück mit den vielen Fragen und Rätseln ist ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem sich Darstellerin Silem Süle, Autorin Selin Kavak und Regisseurin Sonja Elena Schröder mit viel Fantasie ans Werk machen. Da entwickeln nicht nur die Worte ein rätselhaftes Eigenleben sondern auch die Requisiten. Die Zuschauer erfahren, was eine Brille so alles beschäftigt, was es mit stillschweigenden Schnecken auf sich hat und dass auch ein Locher eine eigene Meinung hat, selbst wenn er sich nicht gut verständlich machen kann. Manchmal ist da die Sprache eher im Weg und dann sind andere Verständigungsformen gefragt, die Regisseurin Sonja Elena Schröder mit ihrem Team erforscht.

 

O-Ton 3, Sonja Elena Schröder, 16 Sekunden

Alles hat seinen eigenen Geist, seine eigene Sprache und seine eigenen Ausdrucksformen, die man versteht, wenn man sich drauf einlässt, die aber absurd und, ja, unverständlich wirken, wenn man nur versucht, sie mit einem rationalen Kopf zu verstehen.“

 

Text

Bei einigen Zutaten, die Chiludi für ihr Verständigungselixier benötigt, kommt die junge Glücksforscherin mächtig ins Grübeln. Natürlich passt ein alter Berg nicht so ohne Weiteres in ein Reagenzglas. Auch der sanftmütige Kabelsalat lässt sich nicht so einfach entwirren und erst recht nicht der Inhalt der Leere, der ziemlich schwer vorstellbar ist. Eine merkwürdige Maschine mit Namen Al Exah kann ihr nur manchmal weiterhelfen und selbst die unsichtbaren Geister, die wie Vogelstimmen klingen, wollen die passende Formel nicht verraten. Chiludi forscht munter weiter, vor allem mit Blicken, Gesten und Berührungen, die sich oft besser verstehen lassen als Worte. Oft geht es dann in ihrem Labor ziemlich turbulent zu, wenn sich plötzlich mit Deutsch und Türkisch gleich zwei Sprachen begegnen und dann auch noch eine Fantasiesprache ins Spiel kommt. Ob es am Ende mit der perfekten Verständigung klappt, will Regisseurin Sonja Elena Schröder natürlich nicht verraten. Dafür macht sie gerne neugierig auf das geheimnisvolle Elixier, das an diesem fantasievollen Theaternachmittag erforscht wird.

 

O-Ton 4, Sonja Elena Schröder 13Sekunden

Also für mich ist es lilablassblau mit hellgrünen Fäden und dunkelvioletten Klumpen und wenn man es umrührt, wird es dann gelb und strahlt so ein bisschen.“