„DRUCK“ – So ist es wirklich, ein Teenager zu sein
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Emma Seifert |
Datum: | |
Dauer: | 03:40 Minuten bisher gehört: 215 |
Manuskript
Text
In den ersten vier Staffeln der Webserie DRUCK steht der alltägliche Wahnsinn von fünf jungen Mädchen im Zentrum des Geschehens: Hanna, Mia, Kiki, Amira und Sam lernen sich in der Oberstufe durch die Vorbereitungen auf den Abiturabschluss ihres Jahrgangs kennen und bilden bald eine eingeschworene Clique. Die Geschichte dieser Freundschaft beginnt damit, dass Hanna zu Anfang der Serie ganz alleine dasteht, da sie ihrer besten Freundin den Freund weggeschnappt und somit ihre alte Freund*innen-Gruppe verloren hat. Doch schon bald findet sie Halt bei Mia und den anderen. Obwohl die Mädchen grundverschieden sind und unterschiedliche Wertvorstellungen haben, sind sie genauso verloren wie Hanna und gehen ab diesem Zeitpunkt gemeinsam durch diese prägende Lebensphase. Die Probleme der Figuren in DRUCK sind so divers wie diese selbst: Matteo, der beste Freund von Hannas Freund und Hauptfigur der dritten Staffel, ist schwul und verliebt sich in eine transgeschlechtliche Person. Mia ist Feministin und hält nichts von Macho-Gehabe und aufgeblasener Männlichkeit, weswegen sie in der zweiten Staffel darum bemüht ist, ihre Freundin Kiki von Draufgänger Alexander fernzuhalten. Doch dann verliebt sie sich selbst in Alexander. Damit kommt es zu einer Wendung in der Serie, die leider nicht so unerwartet kommt, wie die Macher*innen sich vielleicht gedacht haben. In der vierten Staffel liegt der Fokus der Handlung dann bei der gläubigen Muslima Amira, für die Religion das Wichtigste auf der Welt ist - bis sie sich selbst in jemanden verliebt. Der Jahrgang rund um Hanna und die anderen steht in den ersten vier Staffeln der Serie im Zentrum. Ab der fünften Staffel gibt es dann einen Generationenwechsel. Der ist zwar aufgrund der bereits zweieinhalbjährigen Produktion der Serie unvermeidbar und aus dramaturgischer Sicht durchaus nachvollziehbar. Jedoch geht der Serie so auch ein wenig der besondere Charakter verloren. Die neue Hauptfigur der fünften Staffel, Nora Machwitz, ist Kikis jüngere Schwester, die den Zuschauer*innen bereits aus den ersten vier Staffeln bekannt ist. Die Trennung zur vorherigen Besetzung erfolgt abrupt und gibt den Zuschauenden nur wenig Zeit, um Interesse für die neuen Protagonist*innen aufzubauen und sich von den liebgewonnenen Charakteren zu verabschieden.
Die Webserie „DRUCK“ setzt jedoch insgesamt auf eine möglichst realitätsgetreue Abbildung unserer diversen Gesellschaft und trifft dabei den Nerv der Zeit. Die Serie klingt inhaltlich zwar erst einmal so, als wäre sie eine gewöhnliche Jugendserie wie viele andere, die mittlerweile in einem regelmäßigen Rhythmus bei den allseits bekannten Streamingdiensten erscheinen. Doch die Serie DRUCK hat kaum etwas mit diesem popkulturellen Einheitsbrei zu tun: Trotz kleinerer dramaturgischer Schwächen zeigt DRUCK, wie es wirklich ist, ein Teeanger in Deutschland zu sein. Hier streiten sich nicht die Nerds und Highschool-Basketballer vor einer realitätsfernen Kulisse um das eine schlaue und wunderschöne Mädchen. Stattdessen ist die Geschichte innovativ und schafft es, die Probleme von jungen Menschen authentisch darzustellen. Auch der Soundtrack - bestehend aus Hip-Hop, Deutschrap und Indie, überzeugt in der gewählten Szenerie: Dieser moderne Sound ist bisher noch kaum in den öffentlich-rechtlichen Filmen und Serien angekommen, spricht aber auch eindeutig eine junge Zielgruppe zwischen 14 und 20 Jahren an. Zugegebenermaßen kann DRUCK aber ebenso bei älteren Zuschauenden gut ankommen, der inhaltliche Fokus ist jedoch vorrangig auf Jugendliche ausgerichtet. Nach sechs Staffeln ist so schnell übrigens kein Ende der Produktion der Webserie in Sicht – für Ende Oktober ist der Start einer siebten Staffel geplant.
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