Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jeanine Rudat
Datum:
Dauer: 03:23 Minuten bisher gehört: 127
In einem Monat ist Heiligabend, viele sind schon im Weihnachtseinkaufsstress. Wer ein besonderes Schnäppchen machen möchte, wartet jedes Jahr auf den Black Friday, der heute begangen wird und aus den USA übernommen wurde. Am Tag nach Thanksgiving locken die Läden mit satten Rabatten, mittlerweile auch hier in Deutschland. Doch oft wird mehr gekauft, als man eigentlich braucht. Um diesem Shoppingwahn entgegenzutreten, erfand der Kanadier Ted Dave 1992 den „Buy Nothing Day“, also den „Kauf-nix-Tag“. Die Wiener Autorin Nunu Kaller hat sich in ihrem Sachbuch „Kauf mich!“ kritisch mit Konsum auseinandergesetzt. Was Shoppingsüchtige von ihr lernen können, weiß Jeanine Rudat.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Nunu Kaller - Kauf mich! (Bild: Verlag Kremayr & Scheriau)

Manuskript

Text

Immer am Tag nach Thanksgiving starten die Amerikaner:innen mit ihren Weihnachtseinkäufen und die Händler:innen haben darauf mit einem Rabatttag reagiert. Den Black Friday, den man mittlerweile auch hier in Deutschland kennt. Ein Tag voller Schnäppchen. Mittlerweile ist er oft sogar ausgeweitet auf die Black Week, die noch mehr zum Einkaufen verführt. Doch wie klima- und sozialfreundlich und wie gefährlich für den eigenen Geldbeutel ist es eigentlich, so viel zu kaufen?

 

Bestseller-Autorin Nunu Kaller aus Wien hat ein Buch darüber geschrieben, warum, was und wie wir kaufen. „Kauf mich! Auf der Suche nach dem guten Konsum“ heißt es. Initialzündung bei ihr war ein Besuch auf dem Flohmarkt. Dort sah sie einen wunderschönen alten Couchtisch. Er hätte perfekt in ihre Wohnung gepasst. Wäre günstig gewesen und auch ressourcenschonend, da er ja zweitverwertet worden wäre. Doch sie kam ins Grübeln. „Wieso will ich den jetzt bitte kaufen? Ich habe doch schon einen Couchtisch. Brauche ich wirklich einen neuen?“

 

Anstatt das Thema abzuhaken, fängt sie an zu recherchieren über Fragen, wie: „Was passiert da in und mit uns? Warum können wir nicht nichts kaufen? Wann kann Konsum ´gut´ sein – für mich, für die Umwelt, für die Menschen?“ Kaller geht dem Konsum im Alltag auf den Grund. Sie spürt dem Gefühl nach bei der Schnäppchenjagd, welche Endorphine dabei ausgeschüttet werden, entlarvt die Tricks der Supermärkte und zerlegt die Greenwashing-Tricks der Modeindustrie. Sie untersucht die Psychologie unseres Kaufantriebs, wie ihn Industrie und Markt füttern, und tritt dafür ein, dass Kund:innen nicht die Alleinverantwortung für nachhaltigen Konsum zugeschoben wird. Und sie richtet einen kämpferischen Aufruf an alle, von passiven Konsument:innen zu aktiven Gestalter:innen zu werden. Denn wir alle können durch unser Konsumverhalten etwas an der Lage auf der ganzen Welt ändern.

 

Mit ihren sehr locker und nicht mit erhobenem Zeigefinger geschriebenen Kapiteln regt sie unmittelbar zum Nachdenken an. So berichtet die 42-Jährige unter anderem von ihren sechs Jahren als Konsument:innensprecherin bei Greenpeace. Dort führte sie Info-Kampagnen durch, z.B. zum Thema Kinderbekleidung. Die Drucke, die dort so hübsch bunt zum Kauf animieren, werden oft in China produziert und vergiften dort nicht nur Flüsse, sondern auch das eigene Kind zu Hause, wenn es an den giftigen Farben lutscht. Oder die Produktion einer Jeans: Ein einziges Paar verbraucht in der Herstellung – von der Bewässerung des Baumwollfeldes bis zum letzten Waschgang der Hose – 8.000 Liter Wasser. Das wäre ein Jahr lang jeden Abend ein Vollbad. Für eine einzige Hose. Diese Fakten schockieren und regen zum Reflektieren des eigenen Kaufverhaltens an. Zudem ist es mehr als spannend mit Kaller hinter die Kulissen der vordergründig so glitzernden Shoppingwelt zu blicken.

 

Und auch auf den Black Friday geht sie ein, dem Tag, der am meisten zum Kaufen verführt, neben dem Sommerschlussverkauf.

 

Aber wie geht jetzt fairer Konsum? Kaller empfiehlt unter anderem die Verlaufspyramide der Illustratorin Sarah Lazarovic: 1. Benutze, was du schon hast, 2. Borge dir aus, was du nicht hast, 3. Tausche Dinge, 4. Kaufe Second Hand, 5. Produziere selbst, was du brauchst und 6. Kauf es.

 

Ihr Buch ist ein wirklich interessanter Einblick in die Konsumwelt mit direkten Handlungsempfehlungen.