Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Nicklas Krämer
Datum:
Dauer: 04:29 Minuten bisher gehört: 206
Die Wohnungsnot in deutschen Großstädten ist enorm. Selbst kleine Großstädte wie Göttingen stehen damit vor gewaltigen Problemen. Aufs Land zu ziehen ist für viele eine unattraktive Alternative. Aber warum? Um Stadt und Land als Gegensätze aufzulösen und eine Kooperation zwischen beiden zu verbessern, wurde die Innovationsgruppe "UrbanRural Solutions" gegründet. Auf der Abschlusskonferenz des Projektes haben die Verantwortlichen ihre Arbeit und erste Ergebnisse vorgestellt. Genaueres dazu von Nicklas Krämer:
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Manuskript

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Der demografische Wandel ist ein Problem, das seit Jahren in der medialen Aufmerksamkeit steht. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung verspricht in erster Linie Probleme in der Rentenversorgung zukünftiger Generationen. Zu der Alterung kommt allerdings auch eine ungleiche geografische Verteilung. So kommt es vor allem in ländlichen Bereichen vor, dass es jetzt schon extrem an junger Bevölkerung mangelt. Das Projekt "Urban Rural Solutions – Regionale Daseinsvorsorge durch optimierte Stadt-Land-Kooperationen" (UR), möchte diesen Missstand beheben. Hinter dem komplizierten Untertitel zeigt sich die Absicht, das ländliche Leben zu stärken und das städtische Leben so zu entspannen. Durch die Gruppe treten Praxis- und Wissenschaftspartner in Kooperation miteinander. Praxispartner sind dabei die Landkreise Göttingen und Osterode am Harz, das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover, sowie die Stadt Köln. Die wissenschaftlichen Partner sind unter anderem das Institut für Verkehrsplanung und Logistik und das Institut für Technologie- und Innovationsmanagement der Technischen Universität Hamburg. Gesa Matthes vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik, verantwortlich für die Projektkoordination der Innovationsgruppe, über die Ziele von UR:

 

O-Ton 1, Gesa Matthes, 31 Sekunden

"Was wir versucht haben, in den drei Praxisregionen Köln, Göttingen und Hannover, war erstmal Maßnahmen zu entwickeln; Wissenschaft und Praxisakteure gemeinsam und Betroffene auch noch, um auf aktuelle Herausforderungen der Daseinsfürsorge zu antworten. Beispielsweise: Es gibt zu wenig Ärzte im ländlichen Raum - Was können wir tun? Und immer auf dieses "Was können wir tun?" zu fokussieren und nicht nur die Projekte uns auszudenken, sondern auch die Umsetzung in die Wege zu leiten."

 

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Im Fokus der Arbeit von "UrbanRural Solutions" steht das regionale Daseinsvorsorgemanagement. Durch Stärkung von medizinischer Versorgung, Erreichbarkeit von Bildungs- und Freizeitangeboten, sowie die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr soll zum Einen die Lebensqualität in den ländlichen Räumen gestärkt und zum Anderen die Attraktivität für junge Menschen erhöht werden. Diese Unterstützung zu ermöglichen ist Ziel des Daseinsvorsorgemanagements. Das Projekt wurde 2015 gestartet und endet in diesem Jahr. Aus diesem Anlass hat das Team nun die Projektergebnisse auf einer Abschlusskonferenz in der Alten Mensa der Universität in Göttingen vorgestellt. Mit der Projektdauer sollen die Anstrengungen aller Beteiligten natürlich nicht enden. Tobias Preising, regionaler Koordinator für den Bereich Hannover über das Erbe von UR:

 

O-Ton 2, Tobias Preising, 31 Sekunden

"Zum Einen vor allem dieser Dialogprozess, der ist in verschiedenen Veröffentlichungen und Handreichungen auch aufbereitet worden, als Anleitung zum Nachbasteln. Vor allem konnten wir dadurch, dass wir sehr viele auch regionale Akteure in den Verwaltungen eingebunden haben während des ganzen Prozesses, dass auch ganz viele Erfahrungen in den Regionen bleiben, selbst wenn wir jetzt als Projekt wieder rausgehen. Und das zweite große Projekt war dieser große Daseinsvorsorgeatlas, der jetzt hier vom Land Niedersachsen gestartet wird, der natürlich auch langfristig als Informationsgrundlage und Planungstool erhalten wird."

 

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Über den Daseinsvorsorgeatlas sollen regional Erreichbarkeiten von Supermärkten, Hausärzten und ähnlichem überprüft werden können. Dafür wurde eine Datenbank geschaffen, die lokale Gegebenheiten benutzerfreundlich aufschlüsselt. Niedersachsen ist für dieses Projekt Pilotland. Welche weiteren Erfolge nicht nur Niedersachsen, sondern vor allem der Landkreis Göttingen aus UR zieht, berichtet Marcel Riethig, Sozialdezernent des Landkreises Göttingen.

 

O-Ton 3, Marcel Riehtig, 30 Sekunden

"Beispielsweise in Bad Grund ein rollender Dorfmarkt. Im ländlichen Raum gibt es einen hohen Zusammenhalt, und gerade wenn Menschen den ländlichen Raum in der Mobilität nicht mehr verlassen können, stellt sich die Frage, warum man nicht die Angebote vor Ort bringt. Außerdem haben wir mit der Uni Göttingen eine Kooperation vereinbart, um ein praktisches Jahr in der Medizin in Landarztpraxen durchzuführen. Das hat bei der Ausbildung von Medizinern den Vorteil, dass die angehenden Mediziner dort die Vorteile auch erfahren, und sich entscheiden Hausarzt im ländlichen Raum zu werden."

 

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Um mehr Austausch zwischen Stadt und Land zu erzielen, muss die Attraktivität, beispielsweise für angehende Ärzte, der ruralen Regionen gestärkt werden. Durch all diese qualitätsorientierten Maßnahmen will das Team hinter "UrbanRural Solutions" genau das erreichen. Das Projekt hat einen Schritt in Richtung Balance von städtischen und ländlichen Gebieten getan. Die Arbeit steht jedoch noch am Anfang eines Weges, der gerade erst eingeschlagen wurde. Um eine Entlastung der Ballungsgebiete zu erreichen, müssen jetzt auch andere dem neuen Weg folgen, und weitere Schritte in die angepeilte Richtung gehen, auch wenn der Weg noch keine ausgebaute Schnellstraße ist.