Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Charline Rekewitsch
Datum:
Dauer: 03:31 Minuten bisher gehört: 316
Nach 353 Tagen kehrte der Journalist und Fahrradexperte Gunnar Fehlau von seiner Workpacking-Tour durch Deutschland zurück. Seine Endstation war am 20. Dezember 2023 die Radbahn in seiner Heimatstadt Göttingen. Ein Jahr lang reiste Fehlau durch die Bundesländer. Übernachtete unter dem Sternenhimmel und ging nebenbei seinen Dienstterminen nach. Wie er es schaffte, Arbeit und Fahrradtour miteinander zu vereinbaren und wie seine Tour durch Deutschland ablief, erfahren Sie von Charline Rekewitsch.

Manuskript

Text

Im August 2022 entschied sich der Fahrradexperte und Autor Gunnar Fehlau dazu, eine Workpacking-Tour durch Deutschland zu machen. Mit dieser vereinte er das Bikepacking und die Arbeit miteinander. Nach einer Vorbereitungszeit von etwa drei Monaten lud Fehlau am 02. Januar. 2023 seinen Hausstand und seinen Laptop auf sein E-Bike. Damit begann seine Reise von seiner Heimstadt Göttingen aus. Warum er diese Workpacking-Tour auf sich nahm, hatte nach Fehlau verschiedene Gründe:

 

 

O-Ton 1, Gunnar Fehlau, 42 Sekunden:

Das ist ein Mehrklang. Zum einen sind wir bei Corona viele Reisen nicht gereist, haben viele Leute nicht getroffen, viele Dinge nicht gemacht. Da hatte ich auch einen riesigen Defizit. Der zweite Punkt ist, dass in meiner Bubble immer mehr so Van-Live-Fotos aufgetaucht sind und ich bin mehr so der Fahrradtyp. Und da habe ich auf den Fotos eigentlich immer den Van raus gepixelt und ein Fahrrad rein gepixelt. Und hab mir gedacht: oh, da wäre es cool mit dem Fahrrad zu sein. Und das dritte ist ganz profan, unsere Kinder sind ausgezogen zum Studium. Und auf einmal wird aus einem Vierer-Familiennest wieder eine zweier Beziehung und da habe ich mir gedacht: Das ist eine gute Gelegenheit, nicht einfach so rüber zu wechseln in diesen alten oder neuen Zustand – wie man es sehen will -, sondern einfach mal ein Jahr lang aus der Situation raus zutreten und zu sagen: so dann mache ich mal mein Ding.“

 

 

Text

Seine Wege führten ihn überall dorthin, wo auch seine Geschäftstermine stattfanden. Durch alle Bundesländer Deutschlands. Am Tage ist er zwischen 0 und 180km gefahren. 180km war auch die längste Strecke, die er an einem Tag fuhr. An den Tagen, wo er nicht gefahren war, hatte er sich seiner Arbeit gewidmet. Als Arbeitsplätze dienten dabei Parkbänken im Freien, Bäckereien und Cafés. Einen richtigen Plan für seine Workpacking-Tour verfolgte Fehlau allerdings nicht. Die Tage liefen daher sehr unterschiedlich ab, wie Fehlau erzählte:

 

 

 

O-Ton 2, Gunnar Fehlau, 29 Sekunden:
„Total ... man würde neudeutsch sagen: agil. Also oftmals wusste ich morgens nicht, wo ich abends schlafen werde, wo ich mittags meinen Rechner aufklappe – und das gibt Tage, wo man das als totale Freiheit und Lust empfindet. Und es gibt andere Tage, wo es nur nervt. Wenn man sich nicht sicher ist … man weiß, man hat um 14 Uhr eine Videokonferenz, aber man weiß noch gar nicht, gibt es Internet, wie gut wird das sein und wo. Also das war eine schöne Mischung aus einem manchmal positiven Vorzeichen und manchmal hat es auch genervt. Aber das kennt jeder von Zuhause, glaube ich auch. Es gibt gute Tage und schlechte Tage.“

 

 

Text

Auch die Temperaturunterschiede im Winter und Sommer waren für ihn nicht immer einfach. So machte auch der Regen das Fahren mit dem E-Bike nicht immer angenehmen. Dennoch verbrachte der Fahrradexperte etwa 220 Nächte im Freien. Entweder in seinem Zelt oder unter dem freien Sternenhimmel. Einige seiner Diensttermine erforderten es allerdings auch, dass er einige Nächte in einem Hotel verbringen musste. Auf seiner Fahrradtour durch Deutschland erlebte er auch viele schöne Momente. Unter diesen Momenten gab es für ihn allerdings auch den einen perfekten Workpacking-Tag. Nach Fehlau geschah dieser perfekte Tag im Steigerwald:

 

 

O-Ton 3, Gunnar Fehlau, 27 Sekunden:
„Ich sag mal, es gibt schon den einen perfekten Workpacking-Tag. Und das war im Steigerwald, wo ich wirklich so durch den Tag geradelt bin, mein erstes Gewitter mitbekommen habe. Dann irgendwie nett mitten im Wald mein legalen Campusspot hatte. Mit Feuerstelle. Und dann abends irgendwie bei prasselten Feuer und einem Bierchen in der Hand, noch ein bisschen am Rechner gearbeitet hab und dann so irgendwann in den Schlafsack geklettert bin - das war schon so prototypisch von so einem sehr romantischen Bild wie die ganze Tour sein wird.“

 

 

Text

Am 20. Dezember beendete er schließlich seine Fahrradtour durch Deutschland. Nach 353 Tagen durch alle Bundesländer. Mit seinem E-Bike legte er insgesamt 12.505 Kilometer zurück. Seine Workpacking-Tour beendete Fehlau mit einer finalen Runde auf der Radbahn in seiner Heimatstadt Göttingen.