Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Leona Passgang
Datum:
Dauer: 03:55 Minuten bisher gehört: 451
Jeder Mensch hat einen Ort, den er sein Zuhause nennt. Doch auch ein Zuhause kann im Wandel sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Das Göttinger Unternehmen EBR möchte genau aus diesem Grund anregen, selbst den Wandel mitzugestalten und suchte Mittwochabend mit Göttinger Bürgern im neuen Sparkassenfoyer an der Groner Landstraße das Gespräch. Diskutiert wurden Möglichkeiten um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, den Lebensstandard beizubehalten und herauszufinden, wo Kompromisse und neue Ideen möglich und umsetzbar sind. Leona Passgang war dabei.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Teilnehmer des Workshops in der Diskussion um bessere Fußwege in Göttingen (Bild: Leona Passgang)

Manuskript

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Eingeladen waren Menschen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Das Ziel: Anregen, umdenken, entwickeln. Denn durch Klimawandel und Digitalisierung befinden die Städte sich in einem Wandel mit großen Herausforderungen. Geschäftsführer der EBR Projektentwicklung GmbH ist Borzou Rafie Elizei. Er möchte mit seinem Team genau da ansetzen und einen Dialog für einen erfolgreichen Wandel schaffen. Für Rafie sind vor allem die Kritiker, diejenigen die einbezogen und zum Nachdenken angeregt werden müssen, erzählt er.

 

O-Ton 1, Borzou Rafie, 30 Sekunden

Wenn Sie alle Themen, die in Göttingen besprochen werden betrachten, werden Sie merken, dass oft die Gegner zu Wort kommen. Das aktuelle Thema wie kann man die Stadt und den Autoverkehr irgendwie zusammen kombinieren, bringt auch im Grunde nur eine Welle von Protesten in den Vordergrund. Wir versuchen ein bisschen das Spiel zu drehen und zu sagen: Was ist machbar, ohne irgendwelche Gruppen zu benachteiligen, wie kann man diese unterschiedlichen Interessen zusammenbringen, anstatt sie gegeneinander auszuspielen.“

 

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Um die Interessen zusammenzubringen, haben die Projektentwickler Redner aus Berlin und Stuttgart eingeladen. An drei Stationen hatten die Besucher dann die Möglichkeit sich einzubringen. Themen waren beispielsweise die Wohngegenden am Holtenser Berg, der Siekhöhe und dem Ebertal. Attraktive Gestaltung, nachhaltiges Leben. Man müsse in der Architektur wieder mehr von unten nach oben denken, anstatt wie heute oft üblich von oben nach unten, kritisierte der Berliner Architekt Jürgen Patzak aus Berlin. Natürlich seien Penthäuser leicht zu verkaufen, aber auch ein gut durchdachtes und offenes Erdgeschoss habe Potenzial und das gut zu gestalten, sei oftmals viel schwieriger. Workshop-Organisator Robert Schwindt wird in den nächsten Wochen gemeinsam mit seinen Kollegen die Ergebnisse der drei Workshops auswerten und ist gespannt.

 

O-Ton 2, Robert Schwindt, 23 Sekunden

Ich glaube so ein Workshop hilft, das man einfach mal über diese Barriere hinaus den Gedanken freien Lauf lässt. Ich glaube das haben wir heute ganz gut geschafft, das war ein sehr sehr angeregtes Publikum, die wirklich Lust hatten hier dabei zu sein und das was wir daraus ziehen wollen, das werden wir jetzt in den nächsten Wochen finden. Die Ergebnisse, die sind glaube ich sehr sehr spannend, die Zusammenfassung wird sehr sehr spannend und die nächsten Schritte werden sicherlich diesbezüglich auch kommen.“

 

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Eine erste Idee zum nachhaltigen Leben und Arbeiten ist das InnovationsQuartier, das in der Herbert-Quandt-Straße entstehen soll. Ein Technologie- und Wirtschaftscampus, für Unternehmen und wissenschaftliche Institute. Ein besonderes Merkmal: Der Campus soll möglichst nachhaltig gestaltet sein. Bepflanzte Dächer und ein sogenannter Bosco Verticale, ein vertikaler Wald. Ein rundum bepflanztes Hochhaus mit Sträuchern, Bäumen und Gräsern in allen Stockwerken, wie es bereits zweimal in Mailand steht, ist geplant. Rafie hofft, das dieses Projekt am Ende auch in Göttingen tatsächlich entstehen kann.

 

O-Ton 3, Borzou Rafie, 19 Sekunden

Das ist ein echter Bosco Verticale und kein halber. Wir prüfen aktuell die Machbarkeit nach deutschem Baurecht und soweit das möglich ist, werden wir dann gemeinsam mit der Stadt Göttingen auch in der Realisierung irgendwie uns unterhalten müssen über die Änderung des Bebauungsplanes und die Realisierung.“

 

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Wann das Projekt konkret in Göttingen umgesetzt wird, ist noch unklar. In den nächsten Monaten werden Rafie und sein Team sich aber mit dem Architekten des ersten Bosco Verticales, Stefano Boeri, in Berlin treffen. In anderen Städten wie etwa Lausanne ist ebenfalls ein vertikaler Wald geplant. China setzt noch einen drauf. Der italienische Architekt soll dort in der Stadt Liuzouh ein ganzes Stadtviertel entwerfen. Mithilfe von den bepflanzten Gebäuden sollen CO²-Emissionen in eng bewohnten Stadtvierteln verringert werden, ohne den Lebensstandard zu verringern.