KlimaCamp Göttingen: Zelten für den Klimaschutz
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Jonas de la Chaux |
Datum: | |
Dauer: | 04:55 Minuten bisher gehört: 236 |
Manuskript
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Campen für mehr Klimagerechtigkeit – das ist das Motto, unter dem seit dem 12. Mai auf den Göttinger Gauß-Weber-Anlagen das Göttinger Klimacamp errichtet wurde. Das insgesamt dreiwöchige Camp wird von „4.Generation“, einem Förderprogramm des Landes Niedersachsen, gefördert. Worum es dabei grundsätzlich geht, erklärt Naemi so:
O-Ton 1, Naemi, 36 Sekunden
„Also wir befassen uns natürlich viel mit der Klimakatastrophe und was das Ganze oder der Kapitalismus vor allem für Auswirkungen auf die Umwelt hat und wollen uns aber auch innerhalb dessen auch mit anderen Diskriminierungsstrukturen befassen, weil Klimagerechtigkeit eben sich nicht nur um Klima dreht, sondern eben auch was z . B. Kapitalismus, aber auch Rassismus oder Sexismus und andere weitere Diskriminierungsstrukturen eben mit der Klimakatastrophe zu tun haben und da machen wir eben Workshops und andere Planungen, um hier einen Raum zu schaffen, dass darüber gesprochen wird.“
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Durch das Camp soll auch ein Ort für Proteste geschaffen werden, an dem durch die vielen Projekte und Workshops die Besucher, aber auch die Aktivist*innen selbst weitergebildet werden sollen. Julia ergänzt dabei, ...
O-Ton 2, Julia Wagner, 30 Sekunden
„… dass sich das natürlich, also diese ganzen Themen die angesprochen worden sind, in den Workshops abbilden sollen und wir sind da auch konkret auf Leute zugegangen, wo wir angefragt haben, aber haben eben auch eine Plattform geboten für Leute, die auf uns zugekommen sind und hier was anbieten wollten. Und gleichzeitig versuchen wir natürlich, auch so eine Art gelebte Utopie oder alternative Lebensform auch hier im Camp abzubilden in den Strukturen, wie wir sie hier schaffen und über das Awarenesskonzept oder das Tauschzelt oder die Küche für Alle, die es hier gibt.“
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Campen mitten in der Göttinger Innenstadt – für viele natürlich erst mal ein Hingucker. Inmitten von Autolärm und regem Trubel der Passanten stehen mehrere Zelte und Pavillons in einem Kreis, in der Mitte stehen Bierbänke und weitere Sitzgelegenheiten, auf denen sich die AktivistInnen unterhalten. Gegenüber des Eingangs ist ein großes Workshopzelt zu sehen, daneben die sogenannte Küfa - die Küche für alle. Julia erklärt, wie sie durch die vielen Schichten am Infopoint, die sie im Camp gemacht hat, das Interesse der Passanten direkt mitbekommen habe. Die meisten seien einfach sehr interessiert, was das Ganze überhaupt sei.
O-Ton 3, Julia Wagner, 45 Sekunden
„Leute kommen einfach rein, werden auch direkt von uns eingeladen, ob sie einen Kaffee wollen oder eine Limo und gehen dann auch manchmal direkt so ins Workshopzelt weiter, wenn gerade was stattfindet. Viele gucken und sind neugierig, trauen sich vielleicht noch nicht ganz ran. Einige sehen das vielleicht auch ein bisschen kritischer. Da sind wir dann aber auch bereit zu diskutieren. Also der Raum soll hier auch da sein. Viele haben sich auch schon vorab erkundigt oder auf der Website geschaut und sind extra dafür gekommen. Wir hatten gestern jemanden hier, ist vielleicht so eine Campanekdote, der ist aus Detmold hierher gefahren, weil er einfach Bock hatte Aktivisti zu treffen, die sich für das Thema interessieren. Mega! Der kam mit zwei Kisten Essen an und hat dann quasi den Tag mit uns verbracht.“
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Die Leute vom Camp freuen sich über solche Besuche natürlich besonders, jedoch teilt nicht jeder die Meinung der Campenden. Oft stoßen die Aktivist*innen auch auf konträre Meinungen, wären aber immer bereit, zu diskutieren und ihren Standpunkt zu vertreten. Von sich selber sagen sie, dass sie viel Wert legen auf ein wissenschaftliches Verständnis von Fakten rund um den Klimawandel und andere gesellschaftliche Themen. Manchmal kommt es aber auch vor, dass beide Seiten einfach aneinander vorbeiredeten, wie Julia erklärt.
O-Ton 4, Julia Wagner, 32 Sekunden
„Uns geht es um die großen strukturellen Veränderungen. Es geht nicht um die Frage, ob irgendwie E-Auto oder nicht, sondern um Ausbau öffentlicher Nahverkehr, Mobilitätswende… also das sind auch Botschaften, die wir nach außen tragen wollen und ich glaube, da fühlen sich Leute manchmal direkt persönlich angegriffen, weil vielleicht dann auch die Erwartungshaltung da ist, dass wir unterstellen würden, dass die zu wenig machen als Einzelpersonen, aber darum geht es uns gar nicht so sehr und ich glaube da konnten wir einige dann schon beruhigen, wenn sie gesprächsbereit waren.“
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Noch dieses Wochenende gibt es Veranstaltungen im Camp, danach beginnt die große Aufräum- und Abbauarbeit. Abschließend erklärt Julia, was sich die AktivistInnen von der Aktion erhoffen.
O-Ton 5, Julia Wagner, 54 Sekunden
„Uns geht es darum das Thema präsent zu machen, sowohl für die Menschen hier vor Ort, wir möchten es als politisches Thema wieder in den Fokus rücken, auch medial, gegen bestimmte Diskursverschiebungen ankämpfen die es da eben gibt. Ja, inwiefern wir da jetzt so einen bundesweiten Diskurs beeinflussen, das sehen wir auch realistisch, aber solange hier in Göttingen die Menschen das Thema wieder mehr wahrnehmen oder wahrnehmen, also für viele ist es vielleicht auch erst ein Erstkontakt mit bestimmten Dingen. Also sofern auch nur ein paar Leute hierher kommen und mit mehr Wissen rausgehen und mit mehr Handlungsmöglichkeiten rausgehen, sich vielleicht organisieren wollen, sind wir schon mega glücklich. Politisch gesehen, die Stadt hat sich letztes Jahr entschlossen klimaneutral zu werden bis 2030. Das ist ein guter Entschluss, aber jetzt müssen auch Taten folgen. Uns geht es auch darum fangt nicht erst 2029 damit an, weil dann ist es zu spät.“
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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