Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Asja Wortmann
Datum:
Dauer: 03:04 Minuten bisher gehört: 282
Das gleichmäßige Ruckeln, Touristen und Touristinnen, die während der Fahrt versuchen, das beste Foto zu schießen, die imposanten Dampfwolken – die Harzer Schmalspurbahn ist eines der Aushängeschilder der Region. Doch der idyllische Schein trügt: Denn immer wieder kommt es im Harz zu Waldbränden. Es steht im Raum, dass auch die historischen Dampfloks daran schuld sein könnten. Asja Wortmann ist dem Ganzen nachgegangen.

Blick aus der Brockenbahn (Bild: Asja Wortmann)

Dampflok - Auch die Fahrt mit der historischen Dampflok ist mit dem 9-Euro-Ticket möglich. (Bild: Asja Wortmann)

Landschaften mit Zug - Auf dem Weg von Nordhausen nach Wernigerode - eine Strecke, auf der auch das 9-Euro-Ticket gültig ist. (Bild: Asja Wortmann)

Manuskript

Text

Mehr als eine Million Zugbegeisterte fahren jedes Jahr mit der Harzer Schmalspurbahn (HSB). Doch immer wieder kommt es zu Waldbränden – auch entlang der Bahntrasse. Friedhart Knolle ist Geologe und ehemaliger Sprecher vom Nationalpark Harz. Für ihn ist der Zusammenhang zwischen der Bahn und den Waldbränden eindeutig.

 

O-Ton 1, Friedhart Knolle, 33 Sekunden

Also nach vielen Jahren der Recherche kann man jetzt wirklich sagen – wir haben es schriftlich. Es gibt diesen Zusammenhang. Und übrigens nicht nur im Nationalpark. Da liegen mir aber keine Karten bisher vor, aber nach der Logik und nach den Zahlen und nach diesen Informationen, die ich habe, sind diese Brandgefährdungen entlang der gesamten HSB-Trasse. Das ist ja nicht nur die Brockenbahn, sondern das sind ja auch die Strecken runter nach Nordhausen und nach Quedlinburg. Auch dort scheint sich die Brandgefahr entlang der Trasse deutlich statistisch wahrnehmbar zu erhöhen.“

 

Text

Knolle bezieht sich auf eine Karte, die der Landtag von Sachsen-Anhalt 2005 im Zuge einer kleinen Anfrage der damaligen PDS veröffentlicht hat. Darauf sei eindeutig zu sehen, dass es entlang der Bahntrasse deutlich mehr Feuer gab als in der Umgebung. Doch das müsse nicht unbedingt etwas heißen, gibt der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse zu bedenken.

 

O-Ton 2, Kai-Uwe Lohse, 19 Sekunden

Kann man drüber spekulieren, aber ist schlussendlich nie bewiesen worden. Beziehungsweise Brandausbruchsstelle muss ja nicht unbedingt heißen, dass es an dieser Stelle auch eine Ursache gibt. Deshalb ist das Ganze an die Polizei übergeben. Es laufen die Ermittlungen und wir werden sehen was dabei rauskommt.“

 

Text

Für den ehemaligen Nationalparksprecher Knolle liegt die Ursache der Waldbrände auf der Hand. Immer wieder habe er Schlackestücke entlang der Trasse gefunden. Er macht undichte Schlackebehälter für die Brände verantwortlich. Dirk Bahnsen, Sprecher der HSB, widerspricht Knolle. Er sieht als eine Erklärung für die Brände entlang der Strecke die Wege, die parallel zur Trasse verlaufen. Immer dort, wo der Mensch sei, gäbe es eine latente Brandgefahr – ob durch unachtsam weggeschnippte Zigaretten oder illegale Lagerfeuer. Mit Blick auf die Schlacke sagt er, dass die Aschekästen über eine Benässungsvorrichtung verfügten, die zudem vor jeder Fahrt geprüft würden. Die Schlackestücke entlang der Trasse erklärt er so:

 

O-Ton 3, Dirk Bahnsen, 35 Sekunden

Man muss sich das rein technisch so vorstellen: Wenn abends eine Lok vom Einsatz zurückkehrt in die Einsatzstelle, wird natürlich, sage ich mal, der Aschkasten geleert, da wird die Schlacke rausgezogen. Da bleiben aber Bestandteile dieser Schlacke, das sind manchmal kleinere oder größere Bestandteile, bleiben durch den Reinigungsprozess einfach auf den Querträgern unterhalb der Lokomotive liegen. Da kommt man gar nicht ran und die bleiben da liegen und am nächsten Tag fährt die Lok und durch die Bewegung, durch die Erschütterung in den Bögen und ja auch durch die Fahrt, fallen diese Steine beziehungsweise diese Schlackestücke dann ins Gleis. Die sind aber zu dem Zeitpunkt chon eiskalt.“

 

Text

Das zuständige Polizeirevier Harz ermittelt nach eigenen Angaben seit Anfang des Jahres, ob ein Zusammenhang zwischen den Bränden und der Harzer Schmalspurbahn besteht. Die Ermittlungen dauern an.