Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Nicklas Krämer
Datum:
Dauer: 04:46 Minuten bisher gehört: 206
Dass das Studentenwerk Göttingen Probleme damit hat, seine Wohnheimsanierungen zu finanzieren, ist keine Neuheit. Die Bauarbeiten kosten das Studentenwerk mehrere Millionen Euro. Bereits im Juli haben wir über das Problem berichtet. Das Defizit im Portemonnaie des Studentenwerkes müssen am Ende, ob sie wollen oder nicht, die Studierenden füllen. So wird in den nächsten drei Jahren der Semesterbeitrag, den Studierende zweimal jährlich zahlen, um gut 40 Prozent steigen. Studierende und Studentenwerke in ganz Niedersachsen fordern deswegen gemeinsam mehr Geld vom Land. Was Erbseneintopf mit der ganzen Sache zu tun hat, berichtet Nicklas Krämer.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Das Studentenwerk erhält Unterstützung von Studierenden und Politik (Bild: Studentenwerk Göttingen)

Manuskript

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Es wird teuer für Göttinger Studierende. Der Studentenwerksbeitrag, den Studierende jedes Semester zahlen, steigt nämlich in den kommenden Jahren an. Im aktuellen Wintersemester liegt er bei 77 Euro. Durch bereits beschlossene Haushaltsmaßnahmen wird er innerhalb von drei Jahren schrittweise auf 107 Euro steigen. Das sei leider nötig, um die Kosten des Studentenwerkes zu decken, sagt der Vorsitzende des Studentenwerkes Jörg Magull.

 

O-Ton 1, Jörg Magull, 10 Sekunden

Die Studierenden werden hier stärker zur Kasse gebeten, weil die Landesregierung sagt, die Finanzhilfe, die die Studentenwerke bekommen, bleibt konstant bis 2022.“

 

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Festgelegt wurde diese Finanzhilfe bereits 2014 und beträgt jährlich 16,3 Millionen Euro. Diese Summe müssen sich die fünf Studentenwerke in Niedersachsen allerdings teilen. Zur Kasse gebeten werden die Studierenden nicht nur beim Studentenwerksbeitrag: Auch die Wohnheimplätze und das Essen in der Mensa werden teurer. Das Mensaessen ist auch in anderer Hinsicht das entscheidende Stichwort. Kürzlich haben nämlich alle niedersächsischen Studentenwerke gemeinsam protestiert. Dafür wurde die Essensauswahl in den Mensen einen Tag lang auf Erbseneintopf beschränkt. Jörg Magull versichert allerdings, dass dies nicht als Sparmaßnahme für die Zukunft geplant sei.

 

O-Ton 2, Jörg Magull, 21 Sekunden

Wir wollten mit dieser Aktion natürlich mal die Studierenden auf die Problematik hinweisen und sagen: ,Eine Vielfalt an Essen kommt nicht aus sich selbst heraus einfach so. Auch nachhaltig ökologisches Handeln kommt nicht einfach so aus sich selbst heraus.‘ Deswegen hatten wir ja auch ganz bewusst am Mittwoch auch Einweggeschirr eingesetzt, was übrigens erhebliche Aufmerksamkeit erzeugt hat.“

 

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Um zu zeigen, dass Getränke- und Speisenvielfalt nicht selbstverständlich sei, wurde das Angebot der Cafeterien zusätzlich auf Kaffee beschränkt. Im Laufe des Aktions- und Protesttages hat das Studentenwerk Göttingen fast 5.700 Portionen Eintopf verkauft. Die Reaktionen auf die unerwartet leichte Entscheidung bei der Essenswahl seien allerdings gemischt ausgefallen.

 

O-Ton 3, Jörg Magull, 21 Sekunden

Wir haben in erster Linie überraschte Reaktionen erlebt. Wir haben Reaktionen erlebt an den Kassen, an den Ausgaben: ,Gut, dass ihr jetzt mal was tut. Gut, dass mal was passiert.‘ Wir haben natürlich auch ein bisschen Kritik bekommen, für die, die sich was anderes erhofft hatten. Unter anderem auch von studentischen Gruppen, die Gästen mal die Vielfalt der Mensa zeigen wollten.“

 

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Insgesamt wertet Magull die Reaktionen aber als positiv und den Aktionstag als gelungen. Auch von verschiedenen studentischen Vereinigungen habe das Studentenwerk Zuspruch erhalten. Mit dem Protesteintopf sollte allerdings nicht nur die Aufmerksamkeit der Studierenden auf das Thema gelenkt werden. Das Studentenwerk hat die Möglichkeit genutzt, um konkrete Forderungen an die zuständigen Minister in der niedersächsischen Landesregierung zu stellen.

 

O-Ton 4, Jörg Magull, 30 Sekunden

Wir haben einmal die Forderung, die Finanzhilfe um 25 Prozent zu erhöhen. Das heißt, die Grundfinanzierung von 16,3 Millionen erstmal ordentlich zu erhöhen. Zweitens, eine Dynamisierung reinzupacken. Die Personalkosten steigen jedes Jahr tarifbedingt. Dann einen Fond aufzulegen für Wohnheimsanierungen. Und politisch mal die gewollte Daseinsfürsorge, die wir darstellten, so zu manifestieren, dass wir hier auch der Entwicklung des Hochschulstandortes Niedersachsen Rechnung tragen können.“

 

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Entgegen des klassischen Streits um Gelder und Finanzierungen ziehen Studentenwerk und Studierende in diesem Fall an einem Strang. Am anderen Ende steht diesmal die Landesregierung. Diese versuche natürlich, die vorhandenen Mittel sparsam auf die bestehenden Anliegen im Land zu verteilen. An dieser Stelle fordert Magull als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Studentenwerke eine Änderung der politischen Prioritäten. Nur so könnten die Studienbedingungen in Niedersachsen nachhaltig verbessert werden. Unterstützung bei diesen Forderungen findet Magull auch beim Allgemeinen Studierendenausschuss und dessen Vorsitzenden Robert Rathke.

 

O-Ton 5, Robert Rathke, 21 Sekunden

Wir unterstützen die Forderungen einmal hinsichtlich, klar, dass wir halt sagen ,Es muss mehr Geld geben.‘ Gleichzeitig unterstützen wir das Studentenwerk auch personell, wie beispielsweise an dem Aktionstag, dass wir vor allem auch Studierende hinstellen und klar drauf aufmerksam machen, und wir auch beispielsweise eine Petition gestartet haben. Die Forderung der Petition ist im Endeffekt das, was die Studentenwerke und die Studierendenschaften halt fordern.“

 

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Formal initiiert wurde die Petition vom Bündnis „SOS Studiwerk“. Auch das Göttinger Studentenwerk hat sich mit dem Bündnis, das von Studierenden gegründet wurde, solidarisiert. Mit der Petition solle der Rückhalt in der Studierendenschaft demonstriert werden. Rathke betont, dass die Landesregierung sich durch die Petition letztendlich mit den Forderungen auseinandersetzen müsse. Inwieweit und ob die Forderungen in Hannover Anklang finden, bleibt abzuwarten.