Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Anna Thomas
Datum:
Dauer: 04:24 Minuten bisher gehört: 159
Eigene Beiträge filmen und verfassen und das schon im Studium, dabei frei sein und eigene Interessen verfolgen: Das wollte Christian F. Schmidt auch und rief dafür seine eigene Redaktion unter dem Namen VAGABUNT, ins Leben. VAGABUNT ist ein studentisches Kollektiv, das ehrenamtlich Beiträge zu gesellschaftlichen und politischen Themen erstellt. Rund 15 Studierende wirken bei dem Kollektiv mit. Die Arbeit besteht dabei überwiegend aus redaktioneller Arbeit: filmen gehen, schneiden, Off-Stimmen einsprechen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit nimmt einen großen Teil ein: die Beiträge auf den sozialen Medien und YouTube posten, Texte verfassen und geeignete Institutionen anschreiben. Doch wie kommt man auf die Idee eine eigene Redaktion ins Leben zu rufen und wo soll es damit genau hingehen? Gründer und Leiter, Christian F. Schmidt, hat Anna Thomas darüber Rede und Antwort gestanden.

Manuskript

O-Ton 1, Christian F. Schmidt, 36 Sekunden

Vor ca. anderthalb Jahren, im Sommersemester 2018, da hat es mich ein bisschen aufgeregt, dass es keine audiovisuellen Formate gibt, hier in Göttingen – weil der Medien-Campus ja auch schon vor Jahren geschlossen wurde – wo Studierende auf Augenhöhe miteinander geilen Scheiß produzieren, nach Außen tragen, ins Gespräch bringen können und Journalismus machen und sich weiterentwickeln können. Dann habe ich ein paar Leute aus meinem Umfeld mit ins Boot geholt, habe ein Kozept ausgearbeitet und das gepitcht. Und 2019 ging das dann so richtig los, mit Namensfindung, mit Förderung, mit allem was so dazu gehört.“

 

Text

Nicht nur reproduzieren, sondern auch selbst etwas auf die Beine stellen – das war Christian Schmidts Ansatz. Das Team recherchiert und erstellt eigene Videobeiträge zu vielfältigen Themen. Der Name VAGABUNT kam deshalb zustande, weil sie wie Vagabunde überall und nirgendwo arbeiten, keine feste Redaktion haben und sich in verschiedenen Themenbereichen „herumtreiben“. Dabei sind sie „bunt“ wie die ehrenamtlichen Mitglieder und die ausgewählten Themen. Vor allem sollen die Themen gesellschaftspolitisch und gesellschaftskritisch sein und multiperspektivisch betrachtet werden.

 

O-Ton 2, 45 Sekunden:

Wir sind bis jetzt mit vier Beiträgen online. Mit einem Beitrag zur Body Positivity-Bewegung mit einer Ausstellung im Cafe Central. Zu Körpernormierung und dass man da kein Wert drauf legen sollte. Da haben wir einen Beitrag zu gemacht. Wir waren bei Fridays For Future natürlich und da Stimmen geholt. Wir waren mit Extinction Rebellion, der Ortsgruppe hier aus Göttingen, in Berlin und haben die bei ihrem Protest begleitet. Und geschaut, ist die Bewegung wirklich eine „esoterische Rechtssekte“, wie Jutta Dittfurth das formuliert hat, in einem ihrer Twitter-Threads. Aktuell schneiden wir einen Beitrag, den wir im Sommer gemacht haben. Der befasst sich mit Lebensmittelverschwendung, konkreter mit Containern und Foodsaving, und wieviel tatsächlich hier in Göttingen wegeschmissen wird. Der ist auf jeden Fall schocking!“

 

Text

Die Mitglieder von VAGABUNT können sich bei der Themenwahl einbringen und Dinge, die im Verborgenen liegen, aufdecken. Die Studierenden des Kollektivs sind offen und möchten auch anderen die Möglichkeit geben, dabei zu sein und ihre Ideen einzubringen. Dabei ist Vorerfahrung in der redaktionellen Arbeit, im Radio oder auch bei anderen Redaktionen gefragt. Für Schmidt geht es dabei aber auch um den Spaß an der Sache, denn das Team unterstützt sich gegenseitig und lernt miteinander. Mit VAGABUNT möchte er Studierenden die Chance geben, dem trägen Uni-Alltag zu entfliehen und Praxiserfahrung im Journalismus zu sammeln.

 

O-Ton 3, 27 Sekunden:

Wir haben uns entschieden, das ausschließlich Studierende zu uns stoßen können – es ist für jeden offen – von extern aber keine Leute dazu genommen werden. Weil dieses Projekt ein Angebot für Studierende sein soll, um sich weiterzubilden, um erste Erfahrungen im Medienbereich zu sammeln oder Erfahrungen zu vertiefen, um erste Veröffentlichungen oder weitere Veröffentlichungen zu haben, um auf unseren Kanal – aber auch sich selbst – aufmerksam zu machen zu können. Und dafür ist VAGABUNT gedacht.“

 

Text

Nach dem Bachelor- oder Masterabschluss können die bestehenden Mitglieder neben der Jobsuche trotzdem weiter bei VAGABUNT mitwirken. Die Arbeitszeiten in der studentischen Redaktion sind flexibel. Die Dreharbeiten und das Schneiden des Materials, um den Beitrag so in die richtige Form zu bringen, nehmen aber natürlich einige Zeit in Anspruch. Auch Öffentlichkeitsarbeit und Social Media Management sind vor allem vor dem Online-Gehen am meisten eingespannt. Das Kollektiv trifft sich zudem ein- bis zweimal pro Woche, um Beiträge, Arbeitsstand und neue Themen zu besprechen. Für die Zukunft hat Schmidt einige Pläne für VAGABUNT.

 

O-Ton 4, 41 Sekunden:

Die Idee ist, das ganze ein bisschen größer zu machen, als es jetzt ist. Dass Leute dazu kommen, die auch Bock haben in den verschiedenen Bereichen leitende Funktionen zu übernehmen. Und wir sind jetzt an mehreren Förderungen nochmal dran – wir wurden gefördert von Kreativität im Studium. Das muss natürlich weitergehen, um besseres Equipment kaufen zu können. Es müssen mehr Leute dazu kommen. Der Plan ist jetzt, in 2020, die Redaktion zu vergrößern und die Website dynamischer zu machen, damit mehr Leute von uns wissen und zu uns kommen. Und das auch als Chance sehen sich weiterzuentwickeln und ihr Wissen, das sie im Studium gesammelt haben anwenden zu können. Also wir wollen uns generell, auf jeden Fall vergrößern, was das anbelangt.“