Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Nico Mader
Datum:
Dauer: 03:12 Minuten bisher gehört: 257
Gestern Nachmittag (10.05.) hat die Klima-Bewegung End-Fossil: Occupy das zentrale Hörsaalgebäude der Universität Göttingen besetzt und blockierte heute morgen mindestens einen Hörsaal. Unser Reporter Nico Mader war gestern Abend und heute früh vor Ort und hat sich über die Lage informiert. Nico, wie läuft die Besetzung ab?

Manuskript

Die Besetzung läuft friedlich ab; gestern gegen 16:45 Uhr kam eine Gruppe von 20-30 Personen im Hörsaalgebäude an und haben dann begonnen in der offenen Halle an den Flur und Treppengeländern zum Obergeschoss Plakate aufzuhängen. Auf einem steht zum Beispiel frei übersetzt „zerstört das Patriarchat, nicht den Planeten“. Auf einem anderen wird gefordert, die Universität solle bis 2030 klimaneutral werden. Für Jonathan Groß von End Fossil Occupy ist das aber nicht genug:

Unser Punkt ist aber, dass wir uns nicht auf die Forderungen an die Uni versteifen wollen; sondern es braucht den Wandel in der gesamten Gesellschaft – nicht nur an einer Universität. Es ist dringender denn je und dementsprechend müssen wir heute handeln, weil jeder Tag der verstreicht (und) an dem wir weiterhin CO2 in die Luft blasen, einfach dazu führt, dass die Klimafolgen und die Schäden, die für Natur und Mensch entstehen, nur dramatischer ausfallen werden.“

Schon direkt zu Beginn der Besetzung wurden Infostände aufgebaut. An einem soll beispielsweise erklärt werden, welchen Einfluss der Klimawandel auf die unterschiedlichen Vegetationszonen hat. Benutzt werden dafür Folien, die die Helmholtz Klima-Initiative zur Verfügung stellt; das ist eine Initiative an der sich mehrere deutsche Forschungsinstitute beteiligen, etwa das Geomar, ein Institut für Ozeanforschung in Kiel. Außerdem hat die Organisation Vorträge zu klimapolitischen Themen in einem Hörsaal geplant. Zum Beispiel über die Rolle der deutschen Bundesrepublik in der europäischen Klimapolitik. Andererseits gibt es auch einen anarchistischen Info-Stand an dem diverse Flyer und Broschüren aus. Meine Frage, ob End-Fossil auf marxistischen Theorien beruhe, wurde von der Ortsgruppe in Göttingen nicht verneint:

Wir haben auf jeden Fall quasi ein System, ein Wirtschaftssystem, was auf der Ausbeutung von Ressourcen basiert und damit nicht zukunftsfähig ist."

Allerdings betonte Jonathan Groß mir gegenüber auch, dass die Bewegung auf einen demokratischen Prozess setze und auch kooperativ mit der Uni Göttingen umgehen möchte, wenn die sich an der Besetzung stört. Von den Studierenden gab es Zuspruch wie Ablehnung und auch Personen, die überrascht waren, dass der Vorlesungssaal besetzt war:

(Person 1): „Also jetzt weiß ich gerade gar nicht, wo ich auch hin soll. Ich weiß noch gar nicht, was ich davon denke. Es kommt immer darauf an, wofür die stehen. Wenn die für was Gutes stehen, dann finde ich das gut. Wenn jetzt generell natürlich langfristig der Uni-Alltag irgendwie gestört ist, dann ist das natürlich doof.“ (Person 2): „Ich finde es eigentlich recht gut und ich freue mich, dass ich auch im Uni-Alltag mit dem Thema konfrontiert werde, weil es bis jetzt noch nicht so wirklich stattfindet in den Veranstaltungen.“ (Person 3:) „Ich finde das ziemlich unnötig. Klar Klima ist wichtig, aber wenn man sich jede Woche hinstellt und irgendwie demonstriert, finde ich das irgendwie an der falschen Stelle; also da müsste man sich woanders beschweren. Ich finde, die Uni ist nicht der richtige Ansprechpartner und auch, dass sie jetzt wieder irgendwo einen Hörsaal besetzen wollen, finde ich irgendwie quatsch, überzogen.“

Die Infostände wurden heute morgen von dem einen oder anderen wahrgenommen; einen Andrang gab es nicht. End Fossil möchte das Hörsaalzentrum mindestens vier Tage besetzen. Ein Statement zur Besetzung hat die Uni-Leitung bislang noch nicht herausgegeben.