Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Konni Fehse
Datum:
Dauer: 04:37 Minuten bisher gehört: 175
Wissenschaft, die das Leben als Gegenstand hat. Früher war das einfach die Biologie. Doch in der Moderne ist dieser Begriff zu speziell. Durch die wissenschaftliche und technologische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist das Forschungsfeld einfach zu divers und weit geworden. Deshalb werden die wissenschaftlichen Disziplinen, die irgendwie mit dem Leben zu tun haben inzwischen Lebenswissenschaften oder Life Science genannt. Auch in Göttingen gibt es verschiedene Studienangebote, die in diesen Bereich fallen und auch einige Unternehmen, die sich diesem Feld widmen. Nun wurde von verschiedenen Akteuren ein Fonds gegründet, um in diesen Bereich zu investieren. Konni Fehse berichtet.

Manuskript

Text

Das Land Niedersachsen im Allgemeinen und Göttingen im Besonderen als zukünftiges Zentrum für Unternehmen in den Lebenswissenschaften - um dieser Vision einen Schritt näher zu kommen, wurde der „Life Science Valley“-Wachstumsfonds ins Leben gerufen. Initiatoren sind die niedersächsische Investitions- und Förderbank (NBank), der Konzern Sartorius und die Universitätsmedizin Göttingen. Verwaltet wird der Fonds von der Life Science Valley Ventures GmbH, die regionale Investments in Land und Region verstärken möchte. Doch was sind Lebenswissenschaften? Dazu Life Science Valley Ventures-Geschäftsführer Marco Janezic:

 

O-Ton 1, Marco Janezic, 16 Sekunden

Wir möchten den Begriff der Lebenswissenschaften so breit wie möglich definieren, damit wir auch das gesamte Ökosystem hier in Göttingen abbilden können, das geht also wirklich von der Therapieentwicklung, bis zu Medical Devices, aber auch Orthesen, Prothesen, dann aber auch KI-basierte Lösungen für Gesundheitsanwendungen.“

 

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Investiert werden kann in verschiedene Start-Ups. Für die Investitionen kamen im ersten Schritt zwölf Millionen Euro zusammen. Davon kommt die eine Hälfte von der NBank und die andere Hälfte von Sartorius und der UMG. In einem weiteren Schritt gibt es für weitere Investoren die Möglichkeit in den Fonds einzusteigen, wodurch die Summe noch auf 20 Millionen Euro ansteigen kann. Mit dem Geld soll im Verlauf der Investments in verschiedene Start-Ups investiert werden. Zu der Frage, wie die Summe aufgeteilt werden soll, antwortet Janezic:

 

O-Ton 2, Marco Janezic, 12 Sekunden

Im ersten Schritt können wir uns Investmentsummen vorstellen zwischen 200- und 500-Tausend Euro, wobei wir im ersten Schritt eher im unteren Rand von diesem Spektrum bleiben würden, wir können aber über das ganze Leben der Unternehmung bis zu 1,2 Millionen Euro investieren.“

 

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Das scheint erst einmal eine große Menge Geld zu sein, doch die Forschung im Bereich der Lebenswissenschaften ist in der Regel auch sehr teuer. Im Allgemeinen können Investitionen in verschiedener Weise erfolgen, beispielsweise in Form von Maschinen, Gebäuden, Forschung oder Kapital. Die hier gewählte Art der Investition sei aber spezieller, erklärt Janezic:

 

O-Ton 3, Marco Janezic, 12 Sekunden

Die Investition, die wir tätigen, wird in Form von einem Eigenkapitalinvestment getätigt. Das heißt, wir beteiligen uns am Eigenkapital der Gesellschaft, wir geben das Kapital und bekommen im Gegenzug Anteile an der Firma.“

 

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Folglich kann eine Investition in die Start-Ups auch zu einer Rendite führen. Für NBank-Vorstand Ulf Meyer ist dies jedoch nebensächlich, da das Hauptziel seiner Bank die Wirtschaftsförderung in Niedersachsen sei. Der Vorstandsvorsitzende der Sartorius AG, Joachim Kreuzburg, nennt unter anderem die Verbundenheit mit der Region als Faktor für die Betätigung im Fonds. Darüber hinaus sieht er in Zeiten des Fachkräftemangels eine starke Region mit einem diversen Arbeitsstellenangebot im Bereich der Lebenswissenschaften als wichtig für sein Unternehmen an. Auch UMG-Vorstandssprecher Wolfgang Brück sieht ein ähnliches Problem, und zwar, dass es zu wenig Zukunftsperspektiven für Nachwuchswissenschaftler*innen gebe. Dies soll durch die Investition in den Bereich der Lebenswissenschaften geändert werden. Die aktuellen Lage in diesem Bereich bewertet Marco Janezic positiv:

 

O-Ton 4, Marco Janezic, 14 Sekunden

Göttingen hat aus meiner Sicht die höchste Dichte an wirklich erstklassiger Life-Science-Forschung und im Vergleich dazu die geringste Übersetzung in kommerziellen Erfolg. Das heißt, ich sehe hier das Glas definitiv halb voll - und die zweite Hälfte wollen wir jetzt auch noch füllen.“

 

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Diese mangelnde Übersetzung in wirtschaftlichen Erfolg betont auch Sartorius-Vorstand Kreuzburg. Der UMG-Vorstandssprecher Wolfgang Brück sieht noch ein weiteres Problem: Durch diesen Mangel fehle auch die Übersetzung von Forschung in die medizinische Praxis. Doch was braucht eine Region, damit der Bereich der Lebenswissenschaften wächst? Laut Janezic die richtigen politischen Rahmenbedingungen, das wirtschaftliche Know-How, die passende Infrastruktur und Kapital. Mit der Life-Science-Factory, die jungen Unternehmen Infrastruktur bietet und dem Hightech-Inkubator-Programm gibt es schon erste Angebote für Life-Science-Gründer*innen. Das Programm werde schon von 15 Start-Ups in Anspruch genommen. Nur Kapital fehle noch auf dem Weg in Richtung Life-Science-Standort. Der Fonds soll nun ein großer Schritt in diese Richtung sein und optimalerweise auch andere Investoren auf den Plan rufen. Laut Janezic werde versucht, spannende Themen schon sehr früh zu sehen:

 

O-Ton 5, Marco Janezic, 36 Sekunden

Das machen wir, indem wir aktiv in der Universität präsent sind und zwar in der Universität selber und an der Universitätsmedizin Göttingen, versuchen dort sehr früh in den Dialog mit Teams zu kommen, die das Potential haben, spannende Technologien zu entwickeln. Wenn die soweit sind, dass sie das Gefühl haben, gründen zu wollen, können wir sie in unserm Inkubator-Programm sehr früh schon unterstützen mit Mentoren, mit Experten, aber auch mit ein bisschen Kapital bis zu 200.000 Euro. Und wenn die dann auf die nächste Ebene graduieren wollen, dann können wir über den Fonds investieren und die besagten 200 [-Tausend Anm. d. Red.] bis 1,2 Millionen Euro investieren.“