Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Carlotta Frey
Datum:
Dauer: 04:16 Minuten bisher gehört: 371
Der Handwerksberuf der Schuhmacher ist vom Aussterben bedroht. Die Anzahl der Betriebe sinkt ständig weiter. Trotz all dem hat sich eine junge Frau vor ca. einem Jahr entschieden, sich mit einer Schuhmacherei in Ebergötzen selbstständig zu machen. Carlotta Frey hat mit ihr über den Beruf des Schuhmachers und ihre Schuhmacherei gesprochen. Vor Ort hört man auch gleich die typische Geräuschkulisse.

Schuhmacherin Amelie Epp aus Ebergötzen.

Manuskript

Atmo-Töne Schuhmachereibetrieb

 

So kann es klingen, wenn eine Schuhmacherin ihrer Tätigkeit nachgeht. Doch sind diese Geräusche immer weniger zu hören, denn der Beruf der Schuhmacherinnen und Schuhmacher ist vom Aussterben bedroht. 2013 gab es in Deutschland nur noch ca. 2700 Schuhmacherei-Betriebe, während es Anfang der 2000er Jahre noch fast doppelt so viele waren. Ende letzten Jahres zählt die Landesvertretung der Handwerkskammern für Niedersachsen noch 150 Betriebe, Tendenz fallend. Die Corona-Pandemie hat einige Betriebe noch einmal vor große Probleme gestellt, so Ameli Epp, die sich vor ungefähr einem Jahr mit einer eigenen Schuhmacherei in Ebergötzen im Landkreis Göttingen selbstständig gemacht hat. Sie konnte sich schon als Kind für das Handwerk der Schuhmacher faszinieren:

 

O-Ton 1: Ameli Epp, 28 Sekunden:

Ich hatte schon immer ein Faible für handwerkliche Berufe und hab tatsächlich als Kind auf einer Kunsthandwerker*innen-Ausstellung einen Schuhmacher kennengelernt und fand das total faszinierend, also so Nähen aus Stoff konnte ich mir vorstellen, aber wie man halt aus flachen Materialien ein dreidimensionales, flexibles, stabiles Ding bauen kann von vorne bis hinten. Genau und das hat mich interessiert und dann habe ich ein Praktikum gemacht.“

 

Text:

 

Bevor Epp ihre Gesellenprüfung machte, studierte sie zunächst Musik und arbeitete danach in einer Schuhmacherei mit. Mit der bereits vorhandenen Berufserfahrung entschied sie sich dann für eine externe Gesellenprüfung ohne die vorherige klassische Ausbildung.

 

O-Ton 2: Ameli Epp, 16 Sekunden:

Regulär dauert die Ausbildung zur Gesellin drei Jahre. Genau und das ist wie in den meisten Handwerksberufen eine betriebliche Ausbildung, wo man ab und zu in die Schule geht und man lernt natürlich Schuhreparatur, kleinere orthopädische Anpassungen und Schuhe machen.“

 

Text:

2013 waren nur 75 Auszubildende auf dem Weg zum Schumacher-Gesellen bzw. zur Gesellin. Viele Ausbildungsplätze in dieser Branche bleiben jedes Jahr frei. Trotzdem sieht Ameli Epp für diesen Beruf eine Zukunft, da die Gesellschaft immer mehr im Sinne der Nachhaltigkeit auf das Reparieren von Dingen Wert legt.

 

O-Ton 3: Ameli Epp, 40 Sekunden:

Ich glaube, dass der Beruf eine Zukunft hat, vor allem weil Reparaturen und der Gedanke, Dinge länger zu benutzen, gerade heutzutage total wichtig ist und auch immer mehr in den Fokus gerät. Es gibt zum Beispiel in einigen Ländern schon so Reparatur-Bonus, wo man halt Vergünstigungen auf Reparaturen bekommt. Deutschland hinkt da leider noch ein bisschen hinterher, aber der Gedanke tritt immer mehr in den Fokus und Überlegungen wie Reparatur zugänglicher und einfacher gemacht werden kann, da gibt’s ganz viele Initiativen. Deswegen glaube ich, es gibt voll die Zukunft für den Beruf. Was klar ist, ist natürlich trotzdem, es ist kein Beruf, in dem man sich eine goldene Nase verdient.“

 

Text:

Epp hat sich besonders auf die Reparatur von Kletterschuhen spezialisiert, doch auch alle anderen Schuhreparaturen sowie Reparaturen von bspw. Taschen bietet sie an. Ihre kleine Schuhmacherei in Ebergötzen ist inzwischen gut angelaufen. Und doch ist es ungewöhnlich, dass sie sich im eher ländlichen Raum selbstständig gemacht. Doch der Bedarf an einer ausgebildeten Schuhmacherin in der Umgebung ist groß, so Epp.

Einen richtigen Alltag gibt es in ihrem Beruf nicht, erklärt sie.

 

O-Ton 5: Ameli Epp, 14 Sekunden:

Es ist harte Arbeit, aber es ist sehr vielseitige Arbeit. Also ich mache jeden Tag eine Million unterschiedliche Dinge und immer wieder auch neue Sachen und man kann da sein ganzes Leben lang lernen. Jeden Tag muss ich neu entscheiden, was auf meiner Liste steht und was ich da, wie ich meinen Tag dann gestalte.“

 

Text:

Wer selber einmal seine eigenen Schuhe herstellen und in den Schuhmacher-Beruf reinschnuppern möchte, für den bietet Ameli Epp in ihrer Schuhmacherei in Ebergötzen in naher Zukunft Workshops an. Und vielleicht wird ja durch solche Workshops der Beruf des Schuhmachers wieder ein bisschen bekannter, sodass es gelingt, diesen Handwerksberuf langfristig gesehen nicht aussterben zu lassen.