Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Mailin Matthies
Datum:
Dauer: 04:14 Minuten bisher gehört: 228
Wohnungssuche in Göttingen – viele Göttinger:innen werden sich wohl einig sein, dass das kein Spaß ist. Bezahlbarer Wohnraum fehlt an vielen Ecken. Für einige Gruppen ist es noch schwieriger, passende Wohnungen zu finden, als für andere: Vor allem kinderreiche Familien tun sich oft schwer damit, passende Wohnungen zu finden. Ein wenig Abhilfe soll ein Bauprojekt an der Jheringstraße schaffen. Mailin Matthies erklärt, was es damit auf sich hat, und hat mit Oberbürgermeisterin Petra Broistedt darüber gesprochen, was denn passieren muss, um die Wohnungsnot in Göttingen zu lösen.

Manuskript

Text

Fünf Zweifamilienhäuser entstehen gerade an der Jheringstraße gleich neben dem Stadtfriedhof in Göttingen. Die städtische Wohnungsbau GmbH baut dort für die Milde Stiftung Wohnraum für kinderreiche Familien mit geringem Einkommen. Zwischen 87 und 125 Quadratmeter sind die Wohnungen groß, und extra auf Familien mit Kindern zugeschnitten – beispielsweise gibt es jeweils ein separates WC, um morgens Stau im Bad zu vermeiden. Wer dort einziehen möchte, muss mindestens drei Kinder haben. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt erklärt, weshalb sie es wichtig findet, gerade für Familien mit vielen Kindern zu bauen.

 

O-Ton 1, Petra Broistedt, 21 Sekunden

Wir brauchen in Göttingen Wohnraum, vor allen Dingen bezahlbaren Wohnraum. Es passiert ja auch schon viel, aber es gibt immer wieder große Herausforderungen, wenn kinderreiche Familien Wohnraum suchen, und wir wollen nicht, dass die in den Landkreis ziehen, sondern wir wollen als Stadt auch für sie Wohnraum bieten, und deshalb hat sich die Milde Stiftung dazu entschieden, ein solches Projekt zu realisieren.“

 

Text

3,4 Millionen Euro legt die Milde Stiftung für die fünf Zweifamilienhäuser in der Jheringstraße insgesamt auf den Tisch. Die Vermietung wird später die Städtische Wohnungsbau in Zusammenarbeit mit der Milde Stiftung organisieren. Zehn Familien werden voraussichtlich im September die Wohnungen beziehen können. Doch die Wohnungsnot in Göttingen ist groß: 1.700 bezahlbare Wohnungen fehlen jetzt schon in Göttingen, ergab ein Gutachten des Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung in diesem Sommer. Zehn Wohnungen sind dabei ein Tropfen auf dem heißen Stein. Trotzdem seien auch solche kleineren Bauprojekte wichtig, sagt Claudia Leuner-Haverich, die Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbau.

 

O-Ton 3, Claudia Leuner-Haverich, 38 Sekunden

Beim Wohnungsbau immer von Effizienz zu sprechen, ist, glaube ich, schwierig. Das war einfach ein Grundstück, was der Stadt gehörte und was man mit der Stiftung tauschen konnte, und es gab einen Bebauungsplan, der grundsätzlich diese Bebauung zulässt, und damit ist dieses Grundstück, was ja nicht besonders groß ist, erst mal sehr gut ausgenutzt und, glaube ich, auch für eine Zielgruppe jetzt hier gebaut, die einfach in die Lage mit der Natur drumherum, mit den Spielmöglichkeiten, einfach ausgesprochen geeignet ist. Wohnungsbau ist wie ein Puzzle, das man zusammensetzt, man muss um jedes Puzzlestück ringen und es dazusetzen.“

 

Text

Die Antwort der Stadt auf die Wohnungsnot in Göttingen: Baurecht schaffen, sagt Oberbürgermeisterin Broistedt. Bis 2040 solle jeweils Baurecht für 420 Wohnungen pro Jahr hinzukommen. Diese Wohnungen würden grundsätzlich den Bedarf decken, den das Gewos Institut ermittelt hat. Dieser liegt je nach Prognose zwischen 330 und 420 neu geschaffenen Wohnungen pro Jahr. Was die Stadt dabei tut, um zu gewährleisten, dass die gebauten Wohnungen auch bezahlbar sind, erklärt Oberbürgermeisterin Broistedt:

 

O-Ton 4, Petra Broistedt, 18 Sekunden

In Göttingen gilt: immer, wenn die Stadt Baurecht schaffen muss oder auf einem städtischen Grundstück gebaut wird, sind dreißig Prozent des Wohnraums, der entsteht, öffentlich gefördert zu erstellen für untere und mittlere Einkommensgruppen und damit tun wir einen richtigen und einen wichtigen Schritt, damit Wohnen in Göttingen bezahlbar ist.“

 

Text

Allerdings wird aus dem Gutachten des Gewos Institut auch klar: 270 der geschaffenen Wohnungen pro Jahr müssen günstige, geförderte Wohnungen sein, da gerade diese stark gebraucht werden. Fast zwei Drittel der Wohnungen, für die die Stadt Baurecht schaffen möchte, müssten also gefördert sein – das sind deutlich mehr als die verankerten dreißig Prozent. Außerdem gilt: nur weil Baurecht geschaffen wurde, sind die Wohnungen noch nicht gebaut. Die Städtische Wohnungsbau baut deshalb momentan achtzig geförderte Wohnungen in unterschiedlichen Stadtvierteln. Doch eins macht jedes Bauvorhaben im Moment schwierig: die Baupreise, wie auch Claudia Leuner-Haverich bestätigt.

 

 

O-Ton 5, Claudia Leuner-Haverich

Die Baupreise müssten sinken, also da gucken wir auch Richtung Politik. Da müssen Lösungen gefunden werden. Es sind schon herausfordernde Bedingungen im Moment.“

 

Text

Oberbürgermeisterin Broistedt zeigte sich optimistisch, dass die Zinsen und damit auch die Baupreise in Zukunft wieder sinken werden. Ob das auf dem angespannten Göttinger Wohnungsmarkt zu merken sein wird, bleibt abzuwarten.