Göttinger Studie: Hartz-IV-Empfänger wollen dazu gehören
Wie verschaffen sich Hartz-IV-Empfänger sozialen Halt und mit welchen Strategien versuchen sie, an die Gesellschaft anzuschließen und Ausgrenzungen entgegenzusteuern? Marliese Weißmann vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen geht diesen Fragen in ihrer Studie „Dazugehören. Handlungsstrategien von Arbeitslosen“ nach. Anhand von Interviews hat sie herausgefunden, dass sich ALG-II-Empfänger nicht nur passiv verhalten. Vielmehr zeige ihre Studie ein weites und kontrastreiches Spektrum an Inklusionsleistungen auf, so Weißmann. Während manche zu beweisen versuchten, dass sie – etwa im Hinblick auf ihr äußeres Erscheinungsbild – ‚normal‘ wie andere sind, betonten andere ihre Besonderheit z. B. durch politische Aktivitäten oder soziale Kontakte zu öffentlich bekannten Personen. Auch würden viele Arbeitslose, ihre soziale Nützlichkeit z.B. als „guter Vater“ oder „guter Bürger“ betonen, so Weißmann weiter. Damit würden sie sich von vermeintlich ‚faulen‘ und passiven ALG-II-Empfängern abgrenzen. Auffällig sei außerdem, dass die Hartz-IV-Empfänger trotz lang anhaltender Arbeitslosigkeit Anschlüsse an die Arbeitsgesellschaft wie in virtuellen Spielwelten suchen, wo sie ihre Aktivitäten als Arbeit deuten.