Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Marco Mellinger
Datum:
Dauer: 03:42 Minuten bisher gehört: 194
Die Stadt Göttingen lebt nicht nur von Universität und Wirtschaft. Nein - auch die Innenstadt lebt und pulsiert. Das ergab zumindest eine bundesweite Studie zu vitalen Innenstädten, in der Göttingen verglichen mit ähnlich großen Städten einen Spitzenplatz belegte. Die Details der Studie wurden nun offiziell von ProCity vorgestellt, unser Reporter Marco Mellinger hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut.

Manuskript

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Im vergangenen Jahr wurden bundesweit rund 69.000 Passant*innen in deutschen Innenstädten befragt, davon rund 800 in Göttingen. Alter, Wohnort, Interessen, aber auch Gründe für den Innenstadtbesuch, Zufriedenheit und Konsumverhalten waren zentrale Themen. Aus diesen Daten konnte dann ermittelt werden, wie zufrieden die Göttinger*innen mit der Innenstadt sind, was sie sich noch wünschen würden und wo es dringenden Handlungsbedarf gibt. Susanne Heller ist 1. Vorsitzende der ProCity und fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen:

 

O-Ton 1, Susanne Heller; 25 Sekunden

Die Ergebnisse waren sensationell. Göttingen ist der absolute Spitzenreiter in seiner Größengruppe, also zwischen den Städten zwischen 100.000 und 250.000 Einwohnern. Wir haben in ganz vielen Kategorien die Benchmark gesetzt. Also wir waren die mit den besten Ergebnissen in den einzelnen Bewertungen und auch in der Durchschnittsnote. Wir haben ein traumhaftes Ergebnis für Göttingen erreicht.“

 

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Mit einer Durchschnittsnote von 1,7 haben die Passant*innen in Göttingen Bestnoten verliehen. Besonders gelobt wurden die Möglichkeiten zum Shoppen und Bummeln, aber auch Gastronomie und Freizeit- sowie Kulturangebote. Doch nicht zu vergessen die Pandemie, die enorme Auswirkungen auf die Innenstädte hatte. So bestätigt die Studie in Göttingen ein Bild, dass sich vielerorts abgezeichnet hat. Es gab trotz zuletzt leicht steigender Besuchszahlen langfristig einen erheblichen Rückgang. Über die letzten drei Jahre sanken die Besuchszahlen in der Göttinger Innenstadt um rund 19 Prozent. Und auch der Online-Handel nimmt Einfluss auf die traditionellen Einkaufsstrukturen in Innenstädten. Dazu Susanne Heller:

 

O-Ton 2, Susanne Heller, 25 Sekunden

Die Göttinger Innenstadt ist ja gar nicht ein reiner Konsumraum. Wenn man sich umsieht, dann gibt es sehr viel Gastronomie in Göttingen, aber wir haben auch Kultur. Wir haben zum Beispiel in oder auch am Rand der Innenstadt die Stadtbibliothek, wir haben zwei Theater, wir haben neu das Forum Wissen, wir haben das Kunstquartier in der düsteren Straße. Es gibt ganz viele Angebote, die es wertvoll machen, nach Göttingen zu kommen. Also wir haben schon einen sehr guten Mix.“

 

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Und weiterhin auffällig in Göttingen: Während die Anwohner*innen selbst die Innenstadt gerne und viel besuchen, gibt es bei Personen aus dem Landkreis und von weiter außerhalb ein anderes Bild. Die kommen nämlich seltener in die Innenstadt und bewerten sie tendenziell etwas schlechter. Hier, so wurde bei der Auswertung festgehalten, muss deutlich mehr für die Erreichbarkeit getan werden, um die Menschen noch besser abholen zu können. Außerdem gibt es den zentralen Kritikpunkt an der Studie: Es wurden nur Menschen befragt, die die Innenstadt bereits besuchen. Susanne Heller ordnet diese Kritik nochmal ein:

 

O-Ton 3, Susanne Heller, 40 Sekunden

Natürlich sind nur die Menschen befragt worden, die auch in der Innenstadt waren. Und trotzdem ist das Ergebnis großartig, denn in den Vergleichsstädten sind ja auch nur die Menschen befragt worden, die in der Innenstadt waren und die deutlich schlechtere Noten vergeben haben, obwohl sie dort waren. Deshalb freue ich mich unverändert über das gute Ergebnis von Göttingen, dass die, die da waren, Göttingen wirklich großartig finden. Wenn eben verhältnismäßig wenige, relativ wenige auswärtige Gäste in der Stadt sind, dann ist das ein Auftrag, herauszufinden, woran das liegt. Die Studie gibt darauf keine Antwort, weil sie eben nur die Menschen befragt hat, die vor Ort waren. Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen und herausfinden, warum die von außerhalb nicht so zahlreich vertreten waren.“

 

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Somit bleibt trotz der großen Freude über die guten Ergebnisse vor allem hängen, dass sich die Gewerbetreibenden auf diesen Erfolgen nicht ausruhen wollen und weiter die Stadt für noch mehr Menschen attraktiver machen zu wollen. Diese Ziele bleiben in einer Zeit des Umbruchs sehr ambitioniert. Doch bieten sie auch viele Chancen, neue Ideen und Modelle zu denken, wie sich Leben in der Stadt weiterentwickeln kann.